Candid vs. Non-Candid
Ich selbst bevorzuge das ungestellte (candid) Foto in der Street Photography. Fotos mit Personen im natürlichen und ungestörtem Umfeld, bzw. bei ihrer Tätigkeit. Authentizität ist hier das Schlüsselwort, kombiniert mit einer schönen Lichtstimmung und guter Bildkomposition, sind beste Voraussetzungen für ein tolles Foto.
Des öfteren bin ich aber in einer besonderen Stimmung, dass ich einfach Lust und Spaß habe, Menschen für ein Porträtfoto anzusprechen. Ein bisschen Smalltalk und schon hat man sich etwas kennengelernt und ein wenig Vertrauen aufgebaut. Auch eine gute Möglichkeit evtl. neue Freunde zu finden… oder jemanden für ein geplantes Shooting zu gewinnen.
Des weiteren gab es für mich oft Situationen, in denen ich meine Hemmschwelle nicht überwinden konnte, die Person ungefragt zu fotografieren. Das ist dann quasi auch mein Tipp als Notlösung. Ist der Mensch so interessant, aber du traust dich nicht oder die Person ist zu schnell (und du zu langsam), sprich sie einfach an. Und ja, man kann und darf auch hinterher laufen… Mache ein Street Porträt. Tausche deine Kontaktdaten aus und übermittle das Fotos später.
Anderseits sollte man sich auch klar machen, dass mit Sicherheit eine interessante Situation, schon an der nächsten Ecke auf dich wartet. Wie hat es Valerie Jardin so schön im letzten weekly52 Podcast formuliert "Wichtig ist nur, dass du die Situation gesehen und wahrgenommen hast!“ Du bist also schonmal richtig eingestimmt und sensibilisiert.
Es hat sich bei mir auch eine neue Methode eingeschlichen.
Wenn mir bewusst wird, dass ich beim nächsten Foto sehr wahrscheinlich entdeckt werde, mache ich das Foto einfach und spreche die Person danach sofort darauf an. Eine Flucht nach vorn also… Das hat schon einige Male funktioniert, allerdings noch ohne großartige Resultate. Zudem war ich neulich wieder in der Situation, aber die Personen hatten mich dann doch nicht wahrgenommen, obwohl ich so nah dran war.
Für ungestellte Fotos benötigt es einfach auch eine gewisse Portion Dreistigkeit. Mir als Street Fotografen geht es darum, tolle Momente auf der Straße einzufangen und ein Stück Zeitgeschichte festzuhalten. Ich möchte niemanden bloßstellen oder in unangenehmer Situation zeigen. Meine Absichten sind also nicht bösartig und ich sollte somit auch unbefangen fotografieren. Wenn ich entdeckt werde, reicht meistens ein Lächeln und die Sache ist ok.
Werde ich angesprochen, gebe ich Informationen zur Street Photography an oder mein aktuelles Projekt. So ein Projekt kann auch ganz simpel heißen: „Menschen in Köln“. Auch das Nennen bekannter Street Fotografen kann helfen. Verlangt jemand das Löschen des Fotos, sollte man dies auch ohne Diskussion tun und zeigen.
Generell hilfreich ist sicherlich auch immer, eine freundliche und harmlose Ausstrahlung. Dabei kann entsprechende Kleidung sinnvoll sein. Am besten man sieht aus wie ein Tourist.
Ich hatte schon einmal den Fall, dass meine dunkle unauffällige Kleidung zu bedrohlich aussah, was mir genauso von einem Fremden geschildert wurde.
Noch etwas verrücktes: Neulich habe ich in Köln Personen angesprochen, die nach Streetfotografen aussahen. Und Bingo! Ich konnte direkt mit ihnen fachsimpeln und Fotos machen. Zudem bin ich jetzt in ihrer Street Gruppe und werde mich hoffentlich bald, mit dem einen oder anderen treffen.
Fazit: Mein Fotostudio ist die Straße, dabei ist es mir letztendlich egal ob nun candid oder non-candid, allerdings kann ein ausgeglichenes Portfolio sicherlich nicht schaden. Jeder sollte für sich entscheiden, welche Methode für ihn am besten passt und Spaß macht. Ja, auch unabhängig davon, wie auch immer man diese Art der Fotografie dann nennen würde. Street X…
Hier habe ich für euch eine Auswahl größtenteils bisher unveröffentlichter Fotos. Ob gestellt oder ungestellt, dürft ihr selbst herausfinden. :-)